Öffentliches Erinnerungszeichen zum Gedenken an NS-Opfer in der Brunhildenstraße/Ecke Stadtjägerstraße eingeweiht

Im Rahmen einer vom Jakob-Fugger-Gymnasium und dem Jungen Theater Augsburg gestalteten Gedenkfeier wurde am 22. Juni in der Brunhildenstraße ein Erinnerungsband für Emanuel Herz und Rosalie Brader, geb. Herz, zwei Opfer des NS-Unrechtsregimes, eingeweiht. Bereits während der Pandemie hatte das Junge Theater Augsburg auf Anregung der ErinnerungsWerkstatt Augsburg das Band am letzten freiwillig bezogenen Wohnort der Herzens gestiftet und zusammen mit Muriel Spierer-Herz, der Nichte von Emanuel, einen Eintrag zu dessen Lebenslauf im Online-Gedenkbuch erarbeitet. Das W-Seminar „Brunhildenstraße 1“ des Jakob-Fugger-Gymnasiums hatte sich mit der Aufarbeitung der Geschichte des Ortes, der im Krieg zerbombt wurde und an dem sich heute die Schulturnhalle befindet, befasst.

Wichtiger Beitrag zur Schul- und Lokalgeschichte

Zusammen mit Initiator Georg Feuerer vom Stadtarchiv Augsburg und Seminarleiter Manuel Höfer stellten die Schüler:innen des W-Seminars in der Schulaula die Ergebnisse ihrer intensiven Archivarbeit vor. Bis Ende der Dreißigerjahre war das Wohnhaus der Herzens zeitweise Zufluchtsort für zahlreiche Jüdinnen und Juden von weit außerhalb Augsburgs, die sich bereits auf der Flucht vor dem NS-Regime befanden. Ihre bisher unbekannten Lebenswege bis hin zu Deportation oder Emigration konnten durch die Recherchen erstmals nachgezeichnet und sichtbar gemacht werden. Schulleiterin Angelika Felber: „Zentral ist, dass mit dieser Veranstaltung die Erinnerung an die Geschichte eines Hauses lebendig wird, das auch ein Bestandteil unserer Schulgeschichte ist. Das kann auch unseren Blick auf die Gegenwart schärfen.“

„Man soll keine Ungerechtigkeit, wo sie auch geschieht, zulassen.“

— Herbert Herz, Bruder des in Auschwitz ermordeten Emanuel

Im Anschluss las der Schauspieler Sebastian Baumgart aus dem Buch „Als Partisan im französischen Widerstand“ von Herbert Herz, Emanuel Herz’ Bruder. Auf Basis der letzten Postkarten von Emanuel an seine Familie tauchte die Lesung ein in die letzten Monate des 21-Jährigen. Geboren 1921 in Augsburg, emigrierte er 1934 mit seinen Eltern und seinem Bruder nach Frankreich. 1942 versuchte er, über die grüne Grenze in die Schweiz zu fliehen, wurde gefasst und ins besetzte Frankreich zurückgebracht. Vom Sammellager Drancy aus wurde er nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein jüngerer Bruder Herbert ging daraufhin in den französischen Widerstand. Auf Anregung seiner Tochter Muriel Spierer-Herz hat er seine Erinnerungen als Buch herausgegeben. Frau Spierer-Herz betonte bei der Gedenkveranstaltung die große Bedeutung des Erinnerns, auch zur Weitergabe an nachfolgende Generationen. Die abschließende Einweihungszeremonie des Erinnerungsbandes wurde getragen von Mitgliedern der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg.

Gelebte Erinnerungskultur durch zivilgesellschaftliches Engagement

Mit der Stiftung des Erinnerungsbands für Emanuel Herz und Rosalie Brader, geb. Herz möchte das JTA einen aktiven Beitrag zur Erinnerungsarbeit in der Friedensstadt Augsburg leisten. Theaterleiterin Susanne Reng: „Als Kinder- und Jugendtheater verstehen wir es als unseren Auftrag, uns mit der Gegenwart, Zukunft und auch Vergangenheit unserer Stadt auseinanderzusetzen – zusammen mit den Kindern und Jugendlichen in unserer Stadt.“ Das Gedenken an die Opfer des NS-Unrechtsregimes durch individuelle, dezentrale und bürgerschaftlich initiierte Erinnerungszeichen im öffentlichen Raum zu fördern, ist ein zentrales Anliegen der Stadt Augsburg. Die ErinnerungsWerkstatt Augsburg, ein Zusammenschluss aus Initiativen, Institutionen und Privatpersonen unserer Stadtgesellschaft, unterstützt zivilgesellschaftliche Organisationen, die ein solches Erinnerungszeichen stiften möchten.